Schloßgeschichte 4

Durch König Friedrich Wilhelm II wurde er am 2. September 1786 in den Grafenstand für sich und seine Nachkommen erhoben. Am 8 November 1786 berief der König ihm zum "dirigierenden Minister des Forstdepartement", womit der Titel eines Oberjägermeisters verbunden war. Friedrich Wilhelm stirbt am 21. Januar 1801. Seine Witwe schafft ihm ein wunderschönes Denkmal. In einem von Langhans dem Älteren eigens dafür errichteten Tempel im Schlosspark wurde eine von Gottfried Schadow geschaffene Marmorfigur aufgestellt. Diese Figur stellt Freda Antoinette selbst als trauernde Witwe dar, als Zeichen der Treue zu ihren Füßen ein Hund. Diese Marmorfigur befindet sich heute leider nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort. Sie ist in der Friedrichwerderschen Kirche zu Berlin zu besichtigen. Nachdem auch der gemeinsame Sohn, Friedrich Abraham Wilhelm, im jungen Alter von 45 Jahren gestorben war, lag die Erziehung und die Entscheidung über die Ausbildung und Berufslaufbahn des Enkels Adolf- Heinrich bei der Großmutter Freda Antoinette sowie bei seines Vaters Schwager, dem preußischen Reformer Freiherrn vom Stein.

 

Schloß Boitzenburg nach Dorflein

Der hochbegabte Adolf Heinrich legte nach Übernahme seines Besitzes 1827 sein Examen in Jura ab. Noch im selben Jahr unterstützte er die Gründung der Boitzenburger Apotheke. Im Jahre 1829 gründete er in Boitzenburg einen Kindergarten, der täglich, je nach Jahreszeit von 12 bis 50 Kindern besucht wurde. Die Kosten hierfür trug die gräfliche Familie allein. 1863 werden Kindergärten auch in anderen Orten seines Patronats erwähnt, für die er die Kosten allein trug. 1833 hat er hauptamtlich einen Arzt angestellt, der von da an für die ärztliche Versorgung der Mitarbeiter verantwortlich war. 1830 heiratete er Anna Caroline, Gräfin von der Schulenburg. Aus der 37-jährigen Ehe gingen 10 Kinder hervor, von denen acht überlebten.

Der als erweiterte Park angelegte Buchenwald südlich und westlich des Schlosses wurde nach Anna Caroline benannt: "Carolinenhain". Adolf Heinrich begann seine Karriere 1830 als Landrat seines Heimatkreises Templin. Mit 30 Jahren wurde er 1833 Regierungspräsident zunächst in Stralsund, dann in Aachen und Merseburg. Seine Karriere setzte sich fort, als er 1840 als Oberpräsident der Provinz Posen eingesetzt wurde. Mit 39 Jahren war er der jüngste Innenminister, den es in Preußen gab. Ebenso unternehmerisch und erfolgreich tat er sich auch auf seinem Besitz Boitzenburg hervor. An erster Stelle ist der großzügige Umbau des Unterhauses zu nennen. Er beauftragte den bekannten Architekten Stüler, einen Schüler von Schinkel, diesen Teil des Schlosses um ein Stockwerk zu erhöhen und in den damals zeitgemäßen Tudor-Stil umzuwandeln. Diese 1838 begonnenen Arbeiten wurden 1842 abgeschlossen. Ferner gewann er durch Rodungen landwirtschaftliche Flächen in einer Größe von etwa 900 ha, wozu Arnimshain, Mellenau und Steinrode gehörten. Adolf Heinrich stirbt am 8. Januar 1868 in Boitzenburg. Er erlebte noch die Geburt seines ältesten Enkels und späteren Besitzers Boitzenburgs, Dietlof, am 22. August 1867. An Adolf Heinrich erinnert der Obelisk in der Fasanerie. Man hatte damals noch freien Blick auf ihn von der Westseite des Schlosses über den Küchenteich hinweg.

Das daran angebrachte Halbrelief seines Kopfes, geschaffen vom Bildhauer Johann Gottfried Schadow, sowie Innenschriften wurden, wie so vieles Kulturgut, bei Ende des zweiten Weltkrieges entfernt und zerstört. Auch in der Kirche zu Boitzenburg befindet sich ein Marmor-Halbrelief über der Tür zur Sakristei, das an den verehrten Patron erinnert.

Der älteste Sohn, Adolf (1832-1887), erbte Boitzenburg. Auch er war im Staatsdienst tätig, u. a. als Bezirkspräsident von Lothringen und als Oberpräsident der Provinz Schlesien. Er lies erneut Änderungen am Unterhaus des Boitzenburger Schlosses vornehmen und beauftragte den bekannten Architekten Doflein mit dem Umbau im Neo- Rennaissance- Stil in Anpassung an das Oberhaus. Die Arbeiten wurden in der Zeit von 1881- 1884 ausgeführt. Adolf ließ ebenfalls das Erbbegräbnis der Familie nach Plänen von Doflein, im Nordosten des Schlosses im Carolinenhain gelegen, errichten. Adolfs ältester Sohn Dietlof (geb. 1867 )gründete 1922 in Boitzenburg eine Wisentzucht. Er war nicht nur Gründungsmitglied der Internationalen Gesellschaft zur Rettung und Erhaltung des Wisents, dem letzten europäischen Wildrind, sondern auch ihr langjähriger Vizepräsident.

Dietlof hatte hohe Ehrenämter inne: Präsident des Preußischen Herrenhauses ( 1. Kammer des Landtages), Vorsitzender des Brandenburgischen Provinziallandtages, Präsens der Brandenburgischen Proninzialsynode der Evangelischen Kirche. Sein besonderes Interesse galt jedoch seiner engeren Heimat und dem Naturschutz. Er starb 1933.

Der letzte Besitzer von Boitzenburg, Joachim Dietlof von Arnim (geb. 1898), war kurz vor dem Einmarsch der sowjetischen Armee mit seiner Familie in den Westen geflohen. Die von Georg Dietlof von Arnim gegründete Bibliothek, die über Generationen gepflegt und erweitert wurde, wurde 1945 sorglos in Lattenkisten verpackt und später durch die Sowjets nach Moskau abtransportiert. Vereinzelte Exemplare kehrten nach der Wende nach Deutschland auf verschlungenem Wege zurück.

Die meisten der 10.000 Bände umfassenden Bibliothek gelten jedoch als verschollen. 1945 wurde auch die von Graf Dietlof von Arnim gegründete Wisentzucht durch wahllosen Abschuss vernichtet. Der letzte Boitzenburger Wisentbulle "Boitzi" überlebte den Transport zum Berliner Zoo nicht und verendete am 24. Dezember 1946. 1945 werden die von Arnims entschädigungslos enteignet. Durch die so genannte Bodenreform wird ihr Land großenteils an Landarbeiter, landlose Bauern und Flüchtlinge aufgeteilt. Der Forst wird überwiegend verstaatlicht. Die landwirtschaftlichen Flächen gehen wenige Jahre später in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) auf. 1949 wurde der Dachstuhl des Unterhauses Opfer der Flammen. Die Brandursache ist offiziell nicht geklärt worden. Die hohe schlanke Spitze und der Helm des Hauptturms gingen dabei verloren. Erst Ende der 1990er Jahre konnte mit der Restaurierung und Renovierung des Schlosses begonnen werden. So findet die Geschichte der Familie von Arnim auf Schloss Boitzenburg, einem Adelsgeschlecht, das die Entwicklung Boitzenburgs und der Uckermark sowohl kulturell als auch wirtschaftlich maßgeblich beeinflusst hat, ein jähes Ende.

Joachim Dietlof Graf von Arnim, der letzte Besitzer von Schloss Boitzenburg aus der Arnim´schen Familie litt bis zu seinem Tod an dem Verlust seiner Heimat. Er starb 1972 in Frankfurt am Main bei seinem ältesten Sohn. Seine Gemahlin Luise Gräfin von Arnim, geb. Freiin von Loen folgt ihm 1975. Ihre Urnen wurden 1994 nach Boitzenburg - in die Heimat- überführt und auf dem Erbbegräbnis der Familie beigesetzt.

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